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Case studies

Merchandise und die Schweizer Grenze

Mathias Kom, The Burning Hell
- August 2023 -
 

Meine Band kommt aus Kanada, und obwohl wir seit 2008 etwa einmal im Jahr oder öfter in der EU auf Tournee sind, schaffen wir es nicht immer, auch über die Grenze in die Schweiz zu kommen. Ich muss zugeben, einer der Gründe dafür ist die Schweizer Zollbürokratie und auch der berüchtigte Ruf, den die Schweizer Grenzbeamten hinsichtlich gründlicher, zeitraubender Durchsuchungen der Transporter haben. Theoretisch sollte es einfach sein, aber in der Praxis kann es, je nachdem, wo man die Grenze überquert und an welchen Beamten man gerät, eine verwirrende und frustrierende Erfahrung sein.

Vor vielen Jahren fuhren wir nach Schaffhausen und passierten die Grenze an einem sehr ruhigen, ländlichen Grenzübergang. Wir erwarteten, dass wir angehalten und zu unserem Merchandise befragt würden. Aber stattdessen wurden wir alle aus dem Lieferwagen in das Zollgebäude gezerrt, wo ein Drogenspürhund uns gründlich untersuchte und anschließend den gesamten Inhalt des Wagens. Der Hund war alt und sehr süß, aber wir widerstanden dem Drang, ihn zu streicheln, da es sein menschlicher Betreuer war, der uns anknurrte. Wir haben noch nie eine Grenze mit illegalen Drogen überquert, aber es machte uns trotzdem nervös. Nachdem der Hund unsere Kisten mit T-Shirts und Schallplatten/CDs beschnüffelt hatte, war ich sicher, dass der nächste Schritt das Ausfüllen der Einfuhrpapiere für unser Merchandise sein würde. Irgendwie geschah das aber nicht, und man schickte uns weiter. Wir waren so erschöpft von dieser Erfahrung, dass wir nichts sagten und einfach weiter zu unserem Auftritt fuhren.

Das bringt mich zu meinem ersten Ratschlag: Wenn Ihr Euch der Schweizer Grenze nähert und der Grenzbeamte Euren Wagen durchwinkt, solltet Ihr trotzdem anhalten und erklären, dass Ihr Merchandise zu deklarieren habt. Es ist nämlich gut möglich ist, dass Ihr bei der Ausreise aus der Schweiz angehalten werdet, und wenn Ihr dann nach dem Merch gefragt werdet, habt Ihr keine Unterlagen von Eurer Einreise ins Land vorzuweisen. Ich weiß wirklich nicht, was in dieser Situation passieren könnte, aber ich bin sicher, dass es irgendeine Art von Geldstrafe geben würde, wenn Ihr Eure Einfuhren nicht deklariert. In Anbetracht der Preise für alles andere in der Schweiz möchtet Ihr diese wahrscheinlich nicht bezahlen. Was immer Ihr also tut, haltet auf dem Weg in die Schweiz an der Grenze an. Wenn Ihr wie ich stets in Zeitnot seid und auch immer zu spät kommt, solltet Ihr vorsichtshalber ein paar Stunden mehr für die Einreise einplanen.

So sollte es funktionieren: Ihr habt eine sauber ausgedruckte, aufgeschlüsselte Liste all Eures Merchandise dabei (nicht nur Schallplatten und CDs, sondern auch T-Shirts und alles andere, was Ihr in der Schweiz verkaufen wollt), einschließlich der Anzahl der Einheiten jedes Artikels, des Wertes und des Herstellungsortes. Besser noch, Ihr habt dieses Formular im Voraus online ausgefüllt. In Wirklichkeit habt Ihr wahrscheinlich gerade am Abend vor Eurer Einreise in Freiburg oder Stuttgart oder München einen Gig gespielt, alle sind erschöpft, Ihr seid spät dran, niemand hat einen Drucker, und vielleicht ist Euer Deutsch oder Französisch nicht gut genug, um das Online-Formular auszufüllen.

Und so funktioniert es in Wirklichkeit - für uns und für jede andere Band, mit der ich je darüber gesprochen habe. Ihr zählt euer Merch (ja, jedes einzelne Stück!) am Morgen Eurer Einreise. Schreibt alles auf ein Blatt Papier, einschließlich des Preises jedes einzelnen Artikels. Beachtet, dass der Preis der Preis ist, für den Ihr die Dinge verkauft, und nicht der Herstellungspreis. Wenn Ihr schlau und gut organisiert seid, könnt Ihr vor der Tour eine Liste mit allem, was Ihr mitnehmt, ausdrucken, mit Platz zum Ausfüllen, wie viele Stücke Ihr tatsächlich in die Schweiz bringen werdet, wenn die Zeit des Grenzübertritts gekommen ist. Das würde etwas professioneller aussehen, und ich denke jedes Mal daran, wenn ich eine Liste von Hand auf ein Stück Papier aus dem Tagebuch unseres Schlagzeugers schreibe.

Wenn Ihr an der Grenze anhaltet, öffnet den hinteren Teil des Wagens und zeigt den Zollbeamten die Kisten zusammen mit Eurer Liste. Es kann sein, dass sie alles nachzählen wollen, um Eure Zahlen zu überprüfen. Deshalb ist es schlau, den Lieferwagen vor dem Grenzübertritt umzuorganisieren, damit alle Dinge leicht zugänglich sind. Wenn Du Papiere von Deinem Plattenlabel oder Quittungen vom T-Shirt-Hersteller hast, ist es gut, diese zur Hand zu haben, falls sie nach weiteren Dokumenten fragen. Das ist uns allerdings noch nie passiert. Macht Euch keine Sorgen um Eure Ausrüstung – es gibt keine Einfuhrformalitäten für Instrumente oder andere Ausrüstung, die Ihr für die Auftritte in der Schweiz benötigt. Das Einzige, woran Ihr denken müsst, ist das Merch, das Ihr im Voraus sorgfältig abzählen solltet: Das erspart Euch viel Zeit und Frust an der Grenze. Es kann auch hilfreich sein, sich so ordentlich wie möglich anzuziehen und nicht nach schalem Bier vom Vorabend zu riechen und sich dafür zu entschuldigen, dass man die Liste nicht auf dem offiziellen Formular ausgedruckt hat. Unserer Erfahrung nach klappt das immer, und die Grenzbeamten werden Euch dann an ein Büro in der Nähe verweisen.

An kleineren Grenzübergängen kann es sich um einen kleinen Schuppen handeln, an größeren um ein großes Gebäude, in der Regel ist es aber offensichtlich, wohin Ihr gehen müsst. Und wenn Ihr verwirrt seid, wird Euch jemand das richtige Fenster oder den richtigen Schalter zeigen. Zeigt dem diensthabenden Beamten Eure Pässe und die handgeschriebene Liste, erklärt noch einmal Eure Situation und haltet Eure Kreditkarte bereit: Ihr müsst für jeden Handelsartikel, den Ihr einführen möchtet im Voraus Einfuhrsteuern zahlen. Nehmen wir an, Ihr habt 100 T-Shirts, die Ihr für gewöhnlich für 20 Euro pro Stück verkauft. Auch wenn Ihr damit rechnet, nur zehn davon an Schweizer Fans zu verkaufen: Ihr zahlt trotzdem Steuern für 100 Stück. Je nachdem, wie viel Ware Ihr mitnehmt, kann sich das ganz schön summieren, also vergewissert Euch, dass die Kreditkarte das mitmacht. Nachdem sie das Geld genommen haben, bekommt Ihr eine Quittung und ein abgestempeltes Formular. Vermeidet auf jeden Fall, dass diese Dokumente verloren gehen: Bei der Ausreise aus der Schweiz müsst Ihr diese dem Zollbeamten übergeben, zusammen mit dem gleichen handgeschriebenen Zettel mit den aktualisierten Zahlen, die zeigen, wie viel Merch Ihr im Land verkauft habt. Eine Erstattung für den Rest der Steuer wird direkt auf Eure Kreditkarte vorgenommen.

Es ist hilfreich, aber nicht notwendig, denselben Grenzübergang für die Ein- und Ausreise zu benutzen. Auf unserer letzten Tour (Mai 2023) fragte uns der Beamte, der unsere Einreise am Grenzübergang Basel abwickelte, ob wir auf demselben Weg zurückkommen würden. Wir sagten ihm, dass wir das tun würden, und nannten das Datum, und er sagte: „Oh, ich werde dann Dienst haben, kommen Sie einfach zu mir, wenn Sie ausreisen." In der Praxis war das nicht so einfach: Es war früh am Morgen, als wir die Schweiz verließen, und ich verpasste den kleinen Parkplatz, den ich an der Zollstation benutzen sollte. Ich parkte bei McDonalds nur ein paar Meter hinter der Grenze und ging zurück zum großen Zollgebäude. Drinnen wartete eine große Gruppe von Lastwagenfahrern, und eine sehr verärgert aussehende Beamtin (nicht unser Freund von der Einreise) warf einen Blick auf mich und sagte mir, ich sei am falschen Ort. Ich solle „den Tunnel" nehmen, sagte sie und deutete in die Eingeweide des Gebäudes. Ich machte mich mutig und blindlings auf den Weg, und ein rumänischer Lastwagenfahrer, der in dieselbe Richtung unterwegs war, hatte Mitleid mit mir und zeigte mir den Weg: mehrere Treppen hinunter in ein tiefes Untergeschoss und dann durch einen schummrigen, engen Betontunnel, der unter der gesamten Autobahn hindurchführte, auf die andere Seite. Die Leuchtstoffröhren flackerten unheimlich, und wäre mein fröhlicher neuer Trucker-Freund nicht gewesen, wäre es ein gruseliges Erlebnis gewesen. Aber wir schafften es ohne Horrorfilmfolgen und fanden uns in einem Labyrinth aus winzigen Büros und dunklen Treppenhäusern wieder. Jedes Büro schien zu einem anderen Transportunternehmen zu gehören (ich kannte die Namen von den vorbeifahrenden Lastwagen auf verschiedenen Europa-Touren im Laufe der Jahre), und in jedem saß ein Angestellter. Mein Freund begann, mir Fragen auf Rumänisch zu stellen, und obwohl ich kein einziges Wort dieser Sprache spreche, verstand ich, dass er wissen wollte, für welche Firma ich arbeitete, damit er mir das richtige Büro zeigen konnte. Schließlich gelang es mir, in einem seltsamen Kauderwelsch aus Französisch, Spanisch und Italienisch mitzuteilen, dass ich in einer Band bin, und der Blick, den er mir zuwarf, als er es verstand, war eine wunderbare Mischung aus Verwirrung und Mitleid. Er zuckte mit den Schultern, ich zuckte zurück und machte mich auf den Weg durch das Gewirr von Gängen und Treppenhäusern. Schließlich gelangte ich in die Lobby, und dort saß „unser“ Zollbeamter hinter seinem Schreibtisch. Wir unterhielten uns über die Tour, er nahm meine Dokumente zurück, stempelte sie ab und legte die offiziellen Dokumente in einer Schublade ab. Ich ging zum Kassierer und legte erneut meine Kreditkarte vor: Zunächst wurde mir die Steuer auf die von uns verkauften Waren in Rechnung gestellt. Dann wurde mir in einer zweiten Transaktion der gesamte Betrag erstattet, den ich bei der Einreise bezahlt hatte. Beim Verlassen des Gebäudes sagte der Angestellte: „Vergessen Sie Ihr Dokument nicht!" und gab mir das sehr inoffizielle Stück Papier zurück, auf dem wir alles notiert hatten. Es ist ein nettes Souvenir und eine Erinnerung daran, dass dieser Prozess zwar durch eine komplizierte Reihe von Gesetzen und Formalitäten geregelt wird, aber auch ein wenig flexibel und für jeden sehr unterschiedlich sein kann.

Ich möchte noch einmal betonen, dass die Art und Weise, wie wir die Dinge im Laufe der Jahre gehandhabt haben, nicht der perfekte, offizielle Weg ist. Und wenn Ihr einen Tourmanager und einen tragbaren Drucker und die Mittel habt, alles korrekt mit den Online-Formularen zu erledigen, ist das hervorragend. Aber wenn du in einer DIY-Band spielt oder eine andere Art unabhängige/r Künstler oder Künstlerin bist, ist es wichtig zu wissen: Solange Du Dein Bestes gibst, um Dinge korrekt zu machen und Du an der Grenze so ehrlich wie möglich bist, ist das Schlimmste, was passieren kann, dass Du einige Zeit in einer Warteschlange verbringen musst oder durch einen dunklen Tunnel wanderst und versuchst, Rumänisch zu lernen.

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